Stadtarchiv Güstrow

Das Stadtarchiv dokumentiert mit seinen schriftlichen Überlieferungen mehr als 500 Jahre städtisches Verwaltungshandeln. Die authentischen Quellen bilden als Gesamtbestand das historische Gedächtnis der Barlachstadt Güstrow.

Das Vorhandensein eines Archivs im Rathaus ist ab dem 16. Jahrhundert nachweisbar. Wechselnde Standorte im Hause sind historisch belegt. Im Jahre 1915 erfolgte die Einrichtung eines feuersicheren 80 m² großen Archivraumes im Erdgeschoss. Besondere Verdienste um die Erschließung und Sicherung des Stadtarchivs erwarb sich im 20. Jahrhundert der Stadtsekretär Heinrich Benox (1866-1952). In Zusammenarbeit mit dem Schweriner Staatsarchivrat Dr. Paul Steinmann ordnete und verzeichnete er ab 1929 im Nebenamt die Altsachen des Ratsarchivs. Das entstandene Findbuch gilt als Grundlage der heutigen Bestandsgliederung. Auch nach seiner Pensionierung 1932 war Heinrich Benox unermüdlich im Archiv tätig. Es entstanden zahlreiche Abhandlungen, Register und Chroniken zur Stadtgeschichte. Nach Auslagerung der Akten im Jahre 1945 erfolgte ab 1947 die Wiedereinrichtung des Archivs bei einem Verlust von mehr als einem Drittel des Gesamtbestandes.  Im Jahre 2000 zog das Stadtarchiv von seinem traditionellen Standort im Rathaus an den Franz-Parr-Platz 10, wo auch das Stadtmuseum und die Güstrow-Information untergebracht sind. Verwaltungsorganisatorisch und fachlich zugeordnet ist das Stadtarchiv heute der Abteilung Marketing, Kultur und Tourismus.

Bestände

  • Magistrat der Stadt, Ratsverwaltung, Bürgerausschuss 1503  - 1945
  • Rat der Stadt Güstrow, Stadtverordnetenversammlung 1945  - 1990
  • Bauakten 19. -  20. Jh.
  • Zünfte, Ämter, Innungen 16. - 20. Jh.
  • Vereine, Verbände 19. - 20. Jh.
  • Sammlungen
  • Karten, Pläne 19. / 20. Jh.,
  • Fotografien, Postkarten 19. / 20. Jh.,
  • Plakate, Flugblätter 20. Jh.,
  • Bild- und Tonträger 20. Jh.
  • Zeitungen

 

Bibliothek

  • Präsenzbibliothek, ca. 1.600 Bände   

 

 

Wertvolles Zeugnis Güstrower Rechtsgeschichte

Privilegienbuch der Stadt Güstrow, 1522-1690
Leder/ Messing, Pergament, Papier

Dieses Verzeichnis der Rechte und Privilegien der Stadt Güstrow wurde 1522 vom Ratsschreiber Martin Boye als Urkundenkopiar angelegt und ist bis 1690 geführt worden. Die Handschrift enthält 73 Rechtstitel in Latein und Mittelniederdeutsch, die die Stadt im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit erhalten hat. Die älteste überlieferte Urkunde ist die 1305 durch Nikolaus II von Werle erfolgte Bestätigung der Verleihung des Schweriner Stadtrechts an die Güstrower Bürger im Jahre 1228 (1. November 1228) - dem offiziellen Gründungsdatum der Stadt.

Heinrich Benox - Stadtsekretär und Stadtarchivar

1866: 10. November - Heinrich Friedrich Carl Benox wird in Güstrow geboren.

1871-1881: Besuch der Bürgerschule in Güstrow

1881: Beginn der Lehrzeit als Büroangestellter:
"Schreiberlehrling" bei Gerichtsvollzieher Stubbe in Güstrow
"Schreiberlehrling" bei Rechtsanwalt Chrestien in Waren
Tätigkeit bei Ratsprotokollist, Kirchenvorsteher und Steuerberater bei 
Hermann Benthien in Güstrow

1884: Anstellung und Beeidigung als Ratsprotokollist der Stadt Güstrow

1888: Beförderung zum Stadtregistrator

1902: Beförderung zum Stadtsekretär

1921: Beförderung zum Stadtobersekretär

1927: Beförderung zum Stadtoberinspektor
Neben seiner vielfältigen Tätigkeit als Stadtsekretär ordnet und pflegt Heinrich Benox das Ratsarchiv, erschließt die "historischen Altsachen", sorgt für die angemessene Unterbringung der Archivalien und dokumentiert die Geschichte der Stadt Güstrow.

1929-1932: Neuordnung des Ratsarchivs und Herausgabe der Findbücher mit Unterstützung des Staatsarchivrates Dr. Paul Steinmann, Schwerin
Die Pensionierung von Heinrich Benox erfolgt zum 1. April des Jahres
Am 21. Oktober bittet er den Rat der Stadt Güstrow "Ergänzungsarbeiten im Archiv ehrenamtlich fortführen zu dürfen". Im Rahmen dieser Tätigkeit erscheinen grundlegende Forschungsarbeiten zur Stadtgeschichte.

1945: Such- und Sammelaktion nach den zum Ende des Zweiten Weltkrieges ausgelagerten Archivalien, Reinigung und Erfassung der geretteten historischen Dokumente

1946: Friedrich Schult, Leiter des Amtes für Kultur und Volksbildung, bestellt Heinrich Benox als "Beauftragten zur Neuordnung des  Stadtarchivs", Überführung des Bestandes aus dem Rathaus in das Behelfsarchiv im Krönchenhagen 12

1947: Der Rat der Stadt Güstrow beschließt die Rückführung des Archivs in das Rathaus, diese Arbeiten werden am 6. August abgeschlossen.

1948: Unter Leitung von Heinrich Benox werden die Ordnungsarbeiten mit zwei Hilfskräften zum Ende des Jahres 1948 beendet.

1952: 30. Oktober - Heinrich Benox stirbt in Güstrow.

2006 : 10. November - In Anerkennung seiner verdienstvollen Leistungen für das Stadtarchiv erhält das Archiv den Namen "Heinrich Benox".

Die älteste Archivalie

Die schriftlichen Überlieferungen des Stadtarchivs dokumentieren einen Zeitraum von über 500 Jahren. Dabei spiegeln die Archivbestände die unterschiedlichsten Bereiche des städtischen Lebens wider.

Schossbuch von 1503-1559
Leder, Pergament, Papier

Das Schossbuch der Jahre 1503 -1559 ist das älteste noch erhaltene Steuerregister der Stadt Güstrow, nachdem der große Stadtbrand vom 28. Juni 1503 auch das Rathaus und mit ihm das Archiv vernichtet hatte. In dieser wertvollen sozialgeschichtlichen Quelle sind alle steuerpflichtigen Bürger der Stadt erfasst, zugleich gilt es als ältestes Einwohnerverzeichnis der Stadt.
Der Schoss war eine Vermögenssteuer, die jährlich von allen Bürgern erhoben wurde. Auf 561 Seiten sind die regelmäßigen Zahlungen der Güstrower Einwohner dokumentiert.