Landschaftsbild

Gemäß Bundesnaturschutzgesetz sind Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft im besiedelten und unbesiedelten Bereich als Lebensgrundlage des Menschen und als Voraussetzung für seine Erholung zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln. Mit diesem gesetzlichen Auftrag soll der Erholungsaspekt der Landschaft Berücksichtigung finden. Der für die Landschaftsplanung zugrunde gelegte Erholungsbegriff umfasst ausschließlich die Aktivitäten und Nutzungsformen, welche als ruhige, landschafts- und freiraumbezogene Erholung bezeichnet werden. Für das Stadtgebiet Güstrow beinhaltet dies wassergebundene und wegebezogene naturverträgliche Erholungsaktivitäten wie:

  • Baden, Schwimmen
  • Rudern, Paddeln, Segeln
  • Angeln
  • Wandern, Spazieren
  • Reiten, Kutschfahrten
  • Naturbeobachtung

Die Analyse und Bewertung des Stadt- und Landschaftsbildes erfolgt überwiegend anhand der Ermittlung visuell wahrnehmbarer landschaftlicher und siedlungsräumlicher Strukturen und Elemente. Bei der Erfassung und nachfolgenden Bewertung des Landschafts- und Stadtbildes wird zwischen der freien Landschaft und der Stadt Güstrow unterschieden. Für die Beschreibung und Bewertung wurden möglichst homogene Landschaftsbildräume (LB) mit ähnlicher (visueller) Ausstattung sowie Stadtbildräume (SB) abgegrenzt. Ästhetische Kriterien und optische Barrieren wie Relief-, Vegetations- und Siedlungselemente waren bei der Ausgrenzung der Landschaftsbildräume maßgebend. Folgende Landschaftsbild- (LB) und Stadtbildräume (SB) wurden gebildet:

LB 1 - Seenlandschaft südlich von Güstrow
Dieser Landschaftsbildraum grenzt südlich an die Stadt Güstrow und wird durch den Sumpfsee und den Inselsee geprägt. Der Landschaftsbildraum, der durch den Höhenzug geteilt wird, ist durch das wellige bis flachwellige Relief sehr attraktiv. Die weiten Blickbeziehungen von den Hängen über die Seen und über die Stadt Güstrow stellen einen besonderen Reiz dar. Die Ufer der Seen sind sehr abwechslungsreich. Besonders attraktiv ist die Sicht auf das Schloss und die Altstadt. Durch die zentrale Lage besitzen die Domwiesen einen hohen Naherholungswert. Störend wirken die im Bereich der Südstadt direkt an die Ackerflächen angrenzenden Plattenbauten ohne Einbindung in die umgebende Landschaft.
Gesamtbewertung: sehr hoch
Der landschaftsästhetische Wert dieses Landschaftsbildraumes wird aufgrund der sehr hohen Eigenart, seiner abwechslungsreichen, naturnahen Struktur sowie der einzigartigen Sichtbeziehungen in seiner Gesamtbewertung als sehr hoch eingestuft. Das harmonische Landschaftsbild mit seiner erholungsrelevanten Ausstattung prädestiniert diesen Raum als Erlebnisraum für die naturnahe Erholung.
 

LB 2 - Liebnitzwiesen
Dieser Landschaftsbildraum liegt östlich der Stadt Güstrow und reicht bis an das Stadtzentrum heran. Das Relief senkt sich von der Gleviner Burg nach Norden in den Niederungsbereich der Nebel stark ab. Innerhalb der Niederung erhebt sich eine Kuppe, von der aus die Weitläufigkeit des Raumes besonders eindrucksvoll erlebt werden kann. Die homogene Wiesenlandschaft wird von einigen Feldgehölzen, nicht sehr dominanten Einzelbäumen, Baumreihen und Hecken sowie einem Waldstück aufgelockert. Die Speedway-Anlage führt regelmäßig zu Lärmbelästigungen. Von der Hangkante der Plauer Chaussee lässt sich der Landschaftsbildraum sehr schön überblicken. Innerhalb der Wiesen ist der Blick auf die Dächer und Türme der der Altstadt sehr attraktiv. Gesamtbewertung: mittel
Dieser Landschaftsbildraum wird insgesamt als mittel bewertet. Trotz der starken anthropogenen Überprägung hat er für den Naherholungsbereich einen hohen Wert.
 

LB 3 - Primer Wald, Heidberge(Foto)
Der Landschaftsbildraum Güstrower Stadtwald erstreckt sich im östlichen Stadtbereich. Der großflächige, teils naturnahe Wald steht auf flachwelligem, teilweise hügeligem Gelände. Durch den Wald fließen die Nebel und die Lößnitz, beide sind naturnah. Mitten im Landschaftsraum liegt die Ortschaft Klueß, nördlich davon ist die Nebelniederung durch naturnahe Feuchtgrünländer und Moorflächen gekennzeichnet. Südlich des Natur- und Umweltparkes (NUP) erheben sich die Heidberge auf einem bergartigen Relief. Der Wald ist hauptsächlich von Nadelbäumen mit geringem Laubholzanteil geprägt. Der Primer Wald erhebt sich mit den Rehbergen über seine Umgebung, er ist in seiner Struktur naturnah mit einem sehr hohen Laubholzanteil. Innerhalb des Waldes gibt es aufgrund der Geschlossenheit keine besonderen Blickbeziehungen. Nur von den Landschaftsbildraumgrenzen sind Sichtbeziehungen auf die Stadt Güstrow möglich.
Gesamtbewertung: sehr hoch
Dieses heterogene Waldgebiet mit seinen wertvollen ästhetischen Teilräumen wird als Landschaftsbildraum insgesamt als sehr hoch bewertet. Aufgrund des hohen Erlebniswertes zusammenhängender Wälder besitzt der Raum eine hohe Bedeutung für die Erholungsnutzung.
 

LB 4 - Augrabenniederung mit umliegenden Gründland-, Acker- und Waldflächen(Foto)
Dieser breite Niederungsbereich nordöstlich der Stadt Güstrow zieht sich von Nord nach Süd bis an die Glasewitzer Burg bzw. die Glasewitzer Chaussee heran. Das Relief in der sehr weiten Niederung ist flach, eine Besonderheit bildet der Große Bockhorst. Der Landschaftsbildraum wird von Grünländern geprägt, die von zahlreichen Gräben durchzogen sind. Trotz der Intensivgrünländer entsteht der Eindruck einer großflächig ungestörten, naturnahen Landschaft. Der Große Bockhorst ist durch unbewaldete Trockenbiotope gekennzeichnet, die durch Beweidung mit Heckrindern gepflegt werden. Die Trockenbiotope und die westlich anschließenden Feuchtgrünländer sind Bestandteil des NSG Bockhorst. Der weite flache Talraum ermöglicht vielfältige Sichtbeziehungen. Vom Großen Bockkorst aus sind sehr attraktive Aussichten in den Talraum des Augrabens und auf die Stadt Güstrow gegeben.
Gesamtbewertung: hoch
Aufgrund der hohen Eigenart und der hohen Vielfalt dieser Niederungslandschaft wird der Landschaftsbildraum insgesamt als hoch bewertet. Landschaftsästhetisch reizvoll sind die weiten Blickbeziehungen und die kleinteilige Strukturierung. Wegen des hohen Erlebniswertes eignet sich dieser Landschaftsraum besonders für die landschaftsgebundene Erholung.
 

LB 5 - Ackerlandschaft nördlich von Güstrow (Foto)
Dieser Landschaftsbildraum grenzt unmittelbar an die nördliche Bebauungsgrenze der Stadt Güstrow an. Es handelt sich um eine flachwellige Ackerlandschaft, deren Relief nach Norden hin ansteigt. Charakteristisch sind die großflächigen, nahezu strukturfreien Ackerflächen. Durch das nach Norden ansteigende Gelände eröffnen sich weite Blickbeziehungen, insbesondere auf die Stadt Güstrow. Nach Osten ist der Blick über die Augrabenniederung bis hin zu den Glasewitzer Höhen frei. Störend wirken im Nahbereich das Gewerbegebiet und das Krankenhaus.
Gesamtbewertung: gering
Diese stark überformte Kulturlandschaft wird in ihrer Gesamtbewertung als gering eingestuft, trotz der weiträumigen Blickbeziehungen auf die Stadt Güstrow sowie auf die benachbarten Niederungen.
 

LB 6 - Strenzer Niederung
Dieser Landschaftsbildraum dehnt sich als flache weiträumige Niederung westlich von Güstrow in nordsüdlicher Richtung aus. Im Süden geht der Niederungsbereich in den Parumer See über. Der Landschaftsbildraum wird von Grünländern geprägt, die von zahlreichen Gräben durchzogen werden. Im nördlichen Teil ist der Landschaftsbildraum sehr großräumig strukturiert. Die Weiträumigkeit und die weiten Blickbeziehungen stellen einen besonderen Reiz dieses Landschaftsbildraumes dar. Im südlichen Teil des Landschaftsbildraumes findet ein Wechsel zwischen intensiv und extensiv genutzten Grünländern statt. Aufgrund der kleinteiligen Strukturierung wird dieser Landschaftsbereich als sehr ästhetisch empfunden. Die Sichtbeziehungen des Raumes werden stark durch den Parumer See geprägt. In Richtung Güstrow beeinträchtigen der negative Ortsrand der Schweriner Vorstadt und die Gebäude des Industriegebietes die Sichtbeziehungen. Als Fernziel sind die Kirchen und das Schloss von Güstrow auszumachen.
Gesamtbewertung: hoch
Trotz der Beeinträchtigung durch die technischen Anlagen wird dieser Landschaftsbildraum in seiner Gesamtbewertung als hoch eingestuft. Dies begründet sich mit seiner mittel bis hohen Vielfalt und seiner hohen Eigenart. Die weiträumigen Blickbeziehungen steigern den landschaftsästhetischen Reiz dieser Landschaft.
 

LB 7 - Ackerlandschaft zwischen Sumpfsee und Parumer See (Foto)
Dieser Landschaftsbildraum schließt sich im Westen an die Stadt Güstrow an und erstreckt sich zwischen dem Parumer und dem Sumpfsee. Charakteristisch sind relativ großflächige, nahezu strukturfreie Ackerflächen auf welligem Relief. Landschaftsbildprägend ist der Glockenberg mit einer Höhe von 26,8 m. Zwischen den Erhebungen "Glockenberg" und "Hohes Rad" liegen einige Sölle und Gehölze eingestreut in den Ackerflächen. Die Aussicht vom Glockenberg über den Parumer See ist außerordentlich reizvoll. Ebenso ist die Sicht über Güstrow sehr attraktiv. Die Ackerflächen südlich der B 104 steigen bis zur Anhöhe "Am hohen Dorn" auf 35 m an und fallen dann allmählich in Richtung Sumpfsee ab. Die Ackerlandschaft ist in diesem Bereich sehr monoton und strukturfrei.
Gesamtbewertung: mittel
Aufgrund der als mittel bewerteten Vielfalt und der geringen Naturnähe wird der Landschaftsbildraum insgesamt als mittel bewertet. Die teilweise sehr monotone Landschaft gewinnt aber durch das bewegte Relief eine Reihe von attraktiven Sichtbeziehungen in die benachbarten Landschaftsbildräume.
 

Stadtbild
Für die Stadt Güstrow erfolgt aussschließlich eine verbale Bewertung. Bei der nachfolgenden Beschreibung wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, vielmehr sollen die jeweils typischen Charakterzüge der einzelnen Stadtbildräume herausgestellt werden.

SB 1 - Altstadt
Der Altstadtkern zeigt den runden, gitterartig gegliederten Stadtgrundriss einer typischen ostelbischen Kolonialstadt. Er ist dicht und geschlossen bebaut. Die Silhouette der Altstadt wird durch das Schloss und die Türme des Doms und der Pfarrkirche geprägt. Ringförmig um die Altstadt ziehen sich großzügige Grünflächen, die von der Nebel geprägt sind.

SB 2 - Schweriner Vorstadt
An die westliche Altstadt grenzt die Schweriner Vorstadt entlang der B 104 in Richtung Bülower Burg und der K 11 Richtung Parum. Mit zunehmender Entfernung vom Stadtzentrum wird die Bebauungsstruktur lockerer und ist stärker durchgrünt. Am Stadteingang des Parumer Weges fehlt der Übergang vom Stadtbild zum Landschaftsbild. Der Stadteingang von der B104 ist sehr reizvoll, da über die Domwiesen die Blickbeziehungen zum Schloss und zum Dom, dem Wahrzeichen der Stadt, freigegeben ist.
 

SB 3 - Plauer Vorstadt und Südstadt
Entlang der Goldberger Straße in Richtung Süden wechselt die Bebauung von geschlossener Blockbebauung, Einzelhaus und Villenbebauung über eine großflächige Plattenbebauung und endet am Bauhof mit einer modernen Einzel- und Reihenhaussiedlung. Die Stadtränder im Bereich Bauhof und Südstadt sind gestört, da sie nicht in die Landschaft eingebunden sind.
 

SB 4 - Dettmansdorf und Rövertannen
Von der Altstadt Richtung Rostocker Chaussee wechselt die Bebauung von geschlossener Blockbebauung über die großzügige Struktur des Garnisonsviertes bis hin zur Plattenbausiedlung am Distelberg. Der Stadteingang der Glasewitzer Chaussee ist durch die Gewerbegebiete nicht erkennbar. Der Stadtrand nördlich der Glasewitzer Burg ist durch fehlende Übergänge in den Landschaftsraum gestört. Ebenso sind die Stadtränder am Distelberg, insbesonder am Krankenhaus, nicht in die Landschaft eingebunden.
 

SB 5 - Rostocker Vorstadt
Die Rostocker Vorstadt schließt nördlich an die Altstadt an und dehnt sich zwischen den Bahngleisen und der Rostocker Chaussee aus. Dieser Stadtbildraum ist stark von Industrie- und Gewerbeflächen geprägt. Lediglich in Altstadtnähe und entlang der Schwaaner Straße ist eine geschlossene Blockbebauung bzw. Einzelbebauung zu finden. Der fehlende Übergang zur freien Landschaft gestaltet den Stadteingang nachteilig und führt zu einem gestörten Stadtrand. Der negative Ortsrand wird zusätzlich durch die Konzentration der Hochspannungsleitungen des Umspannwerkes verstärkt.